Irgendwie schaffe ich es immer mal wieder, die letzte Ausgabe eines Magazins zu erwischen, das ich vorher noch nicht gelesen hatte. Jetzt ist leider die Wdrescreen an der Reihe. Das Filmmagazin mit DVD.
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Tatsächlich fand ich es noch nie so traurig, ein Magazin zum ersten und gezwungenermaßen auch letzten Mal zu lesen. Widescreen: Das Blu-ray-, DVD- und Kino-Magazin – kompetent, vielseitig, kritisch. Mit Ausgabe 211 (07/20) endet die 18-jährige Ära der Zeitschrift. Ein kleines „The End“ auf dem Cover des Magazins deutet das Ende direkt an. Abo-Lesern liegt noch ein zusätzliches Schreiben bei. Immerhin ist der Computec Verlag so nett und münzt das Abonnement nicht automatisch in ein anderes Magazin über. Aber welches sollte das auch sein? SFT (Spiele, Filme Technik) aus dem gleichen Verlag wird ebenfalls mit der kommenden Ausgabe eingestellt (TopFree.de wird noch berichten).
Das Heft
Kommen wir einmal zum 100-seitigen Heft an sich. Noch nicht allzu lange her ist ein Re-Design des Magazins. Widescreen wirkt auf mich direkt vertraut. Die Papierqualität ist zwar sehr dünn und kommt eher einer Zeitung nahe, mich persönlich stört dies aber nicht im Geringsten. Im Editorial „Widescreen sagt Tschüss …“ fängt die Redaktion ganz normal an über aktuelle Filmthemen zu sprechen. Freitag, 15. Mai. Erst am Montag, 18. Mai folgt die schlechet Nachricht: Widescreen wird mit dieser Ausgabe eingestellt. Auch im weiteren Verlauf des Heftes wird klar: Das war ein kurzfristiges Aus. Weder Leser, wohl noch Redaktion, wussten vor dieser Ausgabe, dass es zu Ende geht.
Die DVD
Mit dabei ist ebenfalls eine DVD, die dieses Mal den Film „Die Tür“ von 2009 mit Jessica Schwarz, Mads Mikkelsen, Thomas Theme, Tim Seyfi und Heike Makkatsch beinhaltet. Diesen Thriller kann man sich sogar gut anschauen und ich kannte ihn noch nicht. Ebenfalls dabei ist die komplette Pilotfolge von „Warten auf’n Bus“ mit Ronald Zehfeld, Felix Kramer, Jördis Trebel, Katharina Marie Schubert und Alexander Schubert. Die Serie findet auch im Heft wider, mit einem zweiseitigen Testbericht. Neben Making-of-Feauturettes zu Top Gun Maverick und Quit Place 2 gibt es noch diverse Kinotrailer. Sowie die ebenfalls traurige Abschieds-Episode des eigenen Video-Quiz „Video Daze“, bei dem es zuvor immer etwas zu gewinnen gab. Würde ich die DVD bewerten, finde ich diese für eine im Heft beiligende sehr gelungen. Ein eigenes Menü mit eigenen Sequenzen, eigenem Inhalt und, zumindest in dieser Ausgabe, guten Filmen. Inklusive Magazin für 6,90 Euro ein würdiger Preis, den es sich lohnt auszugeben.
Der Inhalt
Auf Seite 8 befindet sich ein Überblick über die VoD-Titel (Video-on-Demand bzw. Abrufvideo) und Blu-rays und DVDs im Heft mit den jeweiligen Seitenzahlen. Eine gute Übersicht. Es folgen zwei Seiten News über die Filmwelt. Bei „Im Fokus“ erhält man ein zweiseitiges Interview mit Matt Damon, dann zehn Seiten Kino-Neustarts. Übersichtlich, mit Bildern oder nur als Infobox mit allen nötigen Informationen und danach wieder weitere Neuigkeiten.Wie es sich für ein anständiges Magazin gehört, gibt es noch ein Resümee als Special zur VoD-Reihe. Gefolgt von der Rubrik Amazon, Netflix, Sky, National Geographic & Co. sowie immer folgend einige News. Erwähnt werden daneben immer mal wieder Nischen der Streamingdienste. Viele Informationen, gut aufbereitet. In der Rubrik „Neue Filme“ bewertet die Reaktion eben diese. Unterteilt in Film, Bild, Ton und Extras mit einem persönliches kurzen Fazit und immer mit kurzen Infos zu weiteren Neuerscheinungen, unterteilt in Genres. Selbst ein Archiv-Programm und alte Klassiker sind dabei. Es macht Spaß durchzublättern und zu lesen. Immer wieder auch mal mit Interviews wie zum Beibspiel mit Jeff Fowler, dem Regisseur von Sonic The Hedgehog.
Ab Seite 71 folgt die Rubrik Technik mit TV- und weiteren Technik-Tests. Gut finde ich zudem die Rubrik Wissen: Die wichtigsten Begriffe im Heimkino. Für ein Abschlussheft immer mal wieder ein gutes Nachschlagewerk.
Der Abschied
Dann, die letzten 20 Seiten, folgt leider der sehr emotionale Teil des Magazins. Die Abschiede beginnen. „This is the End“. Im „Briefkasten“ wird deutlich, dass der Abschied für alle überraschend kam. Denn ein treuer Leser kritisiert ein wenig die lieblose Abo-Lieferung mit Aufkleber auf dem Heft. Für Sammel ein No-Go. Besonders hier wird dann durch die Antwort klar (so durch die Blume): Sorry, aber, wir dürfen nicht mehr weitermachen. Wir würden zwar gerne, aber irgendwie will man uns nicht mehr. So klingt es jedenfalls durchgehend zwischen den Zeilen. Auch Rainer „Rossi“ Rosshirt, der ebenfalls bei PC Games aufhört, schreibt einen Abschiedstext. Schreiben kann man der Redaktion immer noch, jedoch: „Die Redaktion freut sich über letzte nette Zuschriften, wird aber keine Leserbriefe mehr veröffentlichen.“ Gelungen ist ebenfalls der Rückblick auf 18 Jahre Widescreen. Angefangen von 2002 werden hier alle besonderen Ereignisse rund um das Heft un die Filmwelt festgehalten. Nach der Retroperspektive folgt noch ein vierseitiges Special „Fantasie ist ein Geschenk – Bekenntnisse eines Filmjournalisten“ von Emanuel Bergmann. Traurig und in schwarzen Boxen mit weißem Text gehalten wird die Team-Seite. Hier kommen nochmal die langjährigen Mitarbeiter zu Wort.
An dieser Stelle Danke an: Tim Sünderhauf, Thomas Raab, Monika Jäger, Brit Fragner, Rainer Rosshirt, Johannes Fucker, Chris Knigt, Simon Scholl, Elke Eckert, Kirsten Schönig, Maximilian Zielonka, Eva Schwind, Aaron Tanzman, Christoph Gallas, Markus Thiel, Linus Jänisch, Emanuel bergmann, Maximilian Schwind, Judith von Biedenfeld, Alicia Kohl, Christoph Ostermann, Stephanie Regener, Christian Horn, Stefan Turiak, Tessa Friedrich, Annika Kassler, Markus Manns, Carola Hoffmann, Sarah Gallwas, Thilo Bayer, David Bummer, Simon Lebeck. Danke!
Der letzte macht das Licht aus. Je eine Seite Epilog von Thomas Raab und Tim Sünderhauf, die auf der letzten Innenseite noch eine schöne Abschieds-Spongebob-Grafik erhalten. Zuvor sagt Widescreen nochmals Danke an alle, die am Magazin in über 200 Ausgaben mitgewirkt haben. Eine lange Liste …
Fazit: Selten Noch nie hat mich ein Magazin so emotional mitgenommen wie dieses hier. Ich finde es immer sehr schade und traurig, wenn Printmedien aus dem Kiosk verschwinden. Doch entweder hat die Redaktion von Widescreen noch einmal doppelt so viel Herzblut an den Tag gelegt für einen herzzerreißenden filmischen Abschied – oder aber das Heft ist es nicht würdig eingestellt zu werden. Es tut mir im Herzen weh, dieses Magazin erst zum Abschluss entdeckt zu haben und kann für diese wirklich gelungene letzte Ausgabe nur sagen: DANKE!
Schöner Artikel, werd mir das Heft auch holen.