Warum komme ich mit dieser alten Geschichte? Weil Terraria immer noch aktuell ist. Der letzte Patch fügte neue Musik, Veränderung im Untergrund und eine Lorenbahn-System hinzu und zeigte, dass dieses Spiel nicht outdated, sondern ein zeitloser Klassiker geworden ist. Aber was macht dieses so simpel aussehende 2D Spiel so fesselnd?
Das Spielprinzip ist einfach erklärt: Baue eine sichere Behausung, erkunde die Welt, werde stärker, erkunde noch weiter, werde noch stärker, besiege uralte Götter, erwecke ein uraltes Übel, besiege das auch noch, erkenne, dass du nichts mehr zu tun hast, bau‘ dir die größte 2D Burg aller Zeit.
Man startet klassisch wie in den meisten Sandbox-Games dieser Art auf einer unberührten Wiese, mit Standardbesitz, in diesem Falle ein Set Kupferwerkzeuge und ein Kupferschwert.
Sofort fällt auf, dass bereits innerhalb der ersten Sekunden des Spiels Monster angreifen, in Form von hüpfenden, verschiedenfarbigen Blobs.
Das Kampfsystem ist am Anfang einfach: Haue, was in Reichweite kommt und lasse dich nicht berühren. Gegner müssen durch den Spieler hindurchlaufen, um ihn zu beschädigen, wie in klassischen DOS-Games.
Durch die Anfangszeit schlägt man sich durch, indem man oberirdisch nach Schätzen sucht, oder nach Höhleneingängen. Je tiefer man nach unten kommt, desto stärker werden die Gegner.
Die Stärke des Spielers reguliert sich dabei zum einen über die Rüstung, welche zum einen Rüstungspunkte steigert, zum anderen spezielle Eigenschaften und Set-Boni verleihen kann.
Die meiste Zeit stolpert man also durch dunkle Höhlen, bekämpft komische Wasauchimmer und Untote und denkt sich alle paar Minuten „Oh, was ist das hier? Was ist das? Warum glitzert das? Was ist das hier?“
Für Entdeckerfreudige sind die ersten Spielstunden ein wahres Fest. Es gibt unterirdische Minenschächte, riesige blaue Pilzlandschaften, fliegende Inseln, Meteoriten, Burgen und gigantische Dschungel (ober- und unterirdisch).
Das Grindfest beginnt jedoch schnell beim Sammeln der ersten Rüstungen. Dafür brauch man je nach Stufe Kupfer, Eisen, Silber oder Gold.
Levels oder Charakterentwicklung gibt es nicht, die Werte definieren sich pur über das Equip und über Lebens- und Mana-Upgrades, die man finden kann.
Während dies am Anfang sehr eintönig wirkt, hat man doch nur simple Metallschwerter und Rüstungen, ist nach den genannten Anfangsmetallen Schluss mit 0815. Nach den ersten drei besiegten Bossen ist plötzlich jeder Loot ein Unikat. Sei es eine Rüstung aus Meteoritengestein, die leuchtet, während man rennt oder die Laserkanone, welche von Mana statt Munitionsvorräten zehrt (und in Kombination mit der Rüstung keine Mana mehr verbraucht), brennende oder leuchtende Bumerangs oder Speere, die Energiewellen verschießen.
Jeder Gegenstand hat plötzlich irgendetwas, das ihn besonders und einzigartig macht. Und so ist es eine stete Freude, ständig neuen Loot zu entdecken.
Doch das wahre Ausmaß des Contents kommt erst noch:
Man kann nicht nur Häuser bauen, sondern auch eine seitenlange Liste an Möbel hineinstellen. Zusätzlich, wenn das Haus groß genug ist, treten einem nach und nach gut ein dutzend NPCs bei. Diese kommen bei bestimmter Charakterstärke, Erkundung, oder man befreit oder findet sie.
Es gibt ein Elektrizitätssystem, mit dem man Türen, Geheimgänge, Teleporter und eine Vielzahl an Fallen steuern kann.
Diese kommen teilweise sogar natürlich in der Welt vor und man stirbt nicht selten von einer Sprengfalle, einem rollenden Stein oder giftigen Pfeilen.
Die Waffen- und Werkzeugauswahl erschlägt einen förmlich, für Sammler ein Traum.
Es gibt Schwerter, Speere, Äxte, Spitzhacken, Morgensterne (mehr riesige Kugeln an einem langen Seil), Bumerangs, Wurfmesser, Bomben, Bögen, Armbrüste, Pistolen, Gewehre, Zauberstäbe, Zauberbücher und Kuriositäten wie Raketenwerfer, Flammenwerfer und eine magische Harfe, die Mitspielern unglaublich auf die Nerven gehen wird.
Dann gibt es noch Hybridwaffen wie den Starfury, der nicht nur ein magisches Schwert ist, sondern beim Zuschlagen die Magiereserven des Nutzers für magische Luftunterstützung nutzt.
Ebenso vielfältig ist die Menge an Gegnern. Während man von über 10 Farben und Größen von Blobs als Gegner hat, besitzt jedes Biom, jedes Dungeon und jede Zone ihr eigenes Set an Kreaturen.
„But wait, there is more!“
Nachdem man die drei Bosse der Welt getötet hat, den Dschungel und die Burg bezwungen und die Tiefen der untersten Unterwelt erkundet hat, eine Rüstung aus flüssigem Metall, ein Schwert aus Feuer und eine Pistole aus Magma besitzt, fragen sich die ersten Spieler „Was nun?“
Die Frage stand lange im Raum, und das Spiel begann langsam wieder zu verebben.
Ein Jahr später jedoch hieß es plötzlich: „Patch Day!“ Seit wann steckten Entwickler von Low Budget Games plötzlich nachträglich noch einmal Mühe und Geld in ihr Spiel? War Terraria denn nicht endlich ausgelutscht?
Nein, dachten sie sich und schoben Version 1.1 nach, welches einen neuen Boss in der Unterwelt hinzufügte, der den Hardmode aktiviert.
Ab hier höre ich mit Details auf, weil ich niemandem nehmen will, alles für sich selbst zu entdecken, aber der Hardmode verändert einmal die komplette Spielewelt.
Neben einem komplett neuen Set an Gegnern für fast jede Zone gibt es auch 4 neue Bosse, 4 neue Metalle und ein riesiges Set an neuen Gegenständen.
Aber damit war immer noch nicht Schluss und die Entwickler schoben nach einer noch längeren Pause Version 1.2 nach, da das Spiel weiterhin über die Konsolenversion einen gewaltigen Beliebtheitsboost erhielt.
Es wurde inoffiziell „Der erweiterte Hardmode“ genannt und konzentrierte sich auf die Zonen, welche sich im Hardmode von 1.1 nicht verändert hatten. Erneut gab es nicht nur 2 neue Metalle, zwei neue Bosse, zwei neue World-Events und eine riesige Ladung an Kram, sondern auch die alte Welt wurde überarbeitet, erhielt neue Regionen wie eine Schnee- und Eiszone und eine Chance von 50%, statt mit den normal bekannten Metallen mit einem Set an völlig anderen Metallen zu starten, einfach nur, damit es Variation bei jedem neuen Spielstart gab. Als wenn es nicht schon genug Content geben würde.
Zusätzlich gab es eine Chance von 50%, statt den verderbten Landen die Crimson zu finden, was natürlich auch den zweiten Boss im Spiel durch einen neuen ersetzte.
Außerdem noch ein kleiner neuer Zwischenboss, den ihr allerdings selbst finden dürft.
Mit weiteren Updates und neuen Sachen zu Halloween und Weihnachten (die diskutabel waren, weil vollkommen verrückt *hust* Tannennadelraketenwerfer *hust* Kürbiskanone *hust*) zeigt Terraria, dass es weiterhin im Rennen ist und mitunter der König unter den Indie-Voxel-Sandbox-Games ist.
Mir persönlich zeigte dieses Spiel, wie viel Spaß man im 21ten Jahrhundert noch mit 2D-Games haben kann.
Die einzig großen Kritikpunkte des Spiels wären also:
– das Spiel fühlt sich an, als könnte es 3D nochmal 10% cooler sein
– um im Internet mit Freunden spielen zu können, braucht man einen Server oder Wissen über Port Forwarding oder man benutzt Hamachi
– Das Farming von Metallen kann in gewissen Abschnitten des Spiels sehr ermüdend sein
– Das Budget reichte offenbar nicht mehr für die NPC-KI, welche bei Angriffen ohne Ziel hin und her rennen und oft sogar ihre Deckung verlassen oder gar den Kreaturen die Haustür öffnen. Da sie aber nach wenigen Minuten respawnen, ist das zu verschmerzen
Das Spiel ist einige Megabyte groß und kann auch mit einer schlechten Internetleitung heruntergeladen werden. Selbst auf in die Jahre gekommenen PCs läuft es sauber und ist flüssig spielbar.
Wer das Spiel noch nicht kennt und einige Wochenenden Zeit findet, sollte es unbedingt nachholen.
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Euer „Klingenmeister“
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