Inhalt: Die Mutantin Danielle Moonstar alias Psyche besitzt die Fähigkeit, in ihren Feinden tief verborgene Ängste zu wecken und als Illusion vor dem geistigen Auge erscheinen zu lassen. Doch jetzt ist sie selbst gezwungen, ihrem schlimmsten Albtraum ins Angesicht zu blicken. Eine mystische Bärenkreatur hat ihr vor Jahren die Eltern getötet und nun ist das monströse Biest zurückgekehrt, um sich auch Danielle zu holen. Während die New Mutants einen schier aus-sichtslosen Kampf eben gegen jenen dämonischen Bären führen, ringt die junge, schwerverletzte Cheyenne-Kriegerin im Krankenhaus um ihr Leben. Und sie hat keine Chance, den Freunden in ihrer schweren Stunde zur Seite zu stehen … oder doch?
Was lange währt, wird endlich gut! Ich habe so einige Zeit darauf warten müssen, dass dieser rund 35 Jahre alte Klassiker nach einem ersten Intermezzo im Jahre 1990 im Gruppe X Ta-schenbuch Nr. 15 und 16 aus dem Condor Verlag endlich eine würdige deutsche Veröffentli-chung als Paperback im Softcover und Hardcover bekommt. Die New Mutants ist eine Teeniegruppe von Mutanten und wurden 1982 eingeführt. Mit der Nummer #18 der bis dahin eher ein wenig dahindümpelnden Mutantenserie löste Bill Sienkiewicz seinen Vorgänger Sal Buscema am Zeichenbrett ab und führte mit einem verzerrten und expressionistischen Strich einen vollkommen neuen Erzählstil ein, der über die Texte hinaus dem Leser die Gefühle, Ängste und Emotionen der Figuren zu vermitteln mochte. Thomas Witzler bringt die Zeichenarbeit im Vorwort eigentlich schon auf den Punkt: „Es gibt Bilder, die lassen dich nicht mehr los. Momentaufnahmen von großer, emotionaler Wucht, die dich tief im Innern berühren und auf ewig gefangen nehmen […] Aber manchmal ist es auch die schiere Imaginationskraft eines Künstlers, seine Sichtweise einer Situation, die uns hypnotisch in ihren Bann zieht und andächtig verharren lässt.“
Man mag zu dieser Art des expressionistisch erzählenden Zeichnens und den abstrakten Stil stehen, wie man will, ist man davon „gepackt“, so kann man sich diesem kaum mehr entzie-hen. So wurde auch der eher durchschnittlich gute Vierteiler aus New Mutants #18 – #21 allein schon wegen der grafischen Umsetzung zu einem echten Klassiker. Dabei ist der von Chris Claremont erdachte Plot und die dahintersteckende Idee als solche nicht wirklich neu gewesen, und ganz sicher hat man sie in ähnlicher Form schon einmal im Bereich der Su-perhelden gelesen. Abwechslungsreich ist sie aber allemal, da der Autor sich in vielen Genres bedient und Ansätze von Teeniedrama, Seifenoper, Action, Horror, Mystery und Science-Fiction recht geschickt miteinander verbindet.
Fazit: New Mutants – Höllenbiest ist gerade wegen der grafischen Umsetzung und dem geistreichen Zusammenspiel von Text und Bild ein wegweisender 80er Jahre – Superhelden-comic, der nach meiner Meinung mit den zeitgenössischen Klassikern wie The Dark Knight Returns, Kravens letzte Jagd, Der Mann ohne Furcht oder Generation X – Die Anfänge, durchaus mithalten kann. Ich freue mich schon jetzt auf den für April 2020 angesetzten Hol-lywoodstreifen „New Mutants“, worin Elemente der vorliegenden Geschichte verarbeitet wer-den sollen.