Seit Anfang Juli gelten in Deutschland neue Rahmenbedingungen für Casinos. Das Regelwerk mit dem griffigen Namen „Glücksspielneuregulierungsstaatsvertrag“ betrifft insbesondere Spiele im Internet und beinhaltet tiefgreifende Veränderungen für die Anbieter. Sie können erstmals in Deutschland selbst eine Lizenz beantragen und sind nicht mehr auf die Lizenzen anderer EU-Länder angewiesen. Damit sind aber auch eine Vielzahl von Auflagen verbunden, die auch die Spieler zu spüren bekommen. Wer sich zum ersten Mal seit längerem in ein deutsches Casino einloggt, wird vor allem die folgenden Punkte bemerken.
Niedrigere Einsätze
Die beliebtesten Casinospiele im Internet sind Automatenspiele, bei denen ohnehin meist relativ niedrige Einsätze getätigt werden. Während beim Poker durchaus einmal mehrere hundert Euro auf eine Hand gesetzt werden, geht es bei Automatenspielen meist nur um einstellige Beträge pro Runde. Das neue Glücksspiel-Recht zieht die Grenze sogar noch enger. Für alle virtuellen Spielautomaten gilt einheitlich ein Höchsteinsatz von einem Euro pro Runde. Das hat für die Spieler sowohl Vor- als auch Nachteile. Positiv ist, dass sie im Falle einer Pechsträhne ihr Guthaben bei kleinen Beträgen nicht so schnell aufbrauchen können. Allerdings büßt das Spiel auch deutlich an Spannung ein, wenn es nur um Centbeträge geht.
Keine Lizenzen für Live Casinos
Die sogenannten Live-Casinospiele werden von einem echten Croupier geleitet und per Webcam übertragen. Sie sind bei den Spielern besonders beliebt, stellen aber auch die größte Bedrohung für das Geschäftsmodell der landeseigenen Spielbanken dar. Deshalb dürfen deutsche Anbieter diese Spielform überhaupt nicht anbieten. Spieler müssen daher auf ein Live Casino ohne deutsche Lizenz ausweichen, wenn sie weiterhin Spiele wie Blackjack oder Roulette im Internet spielen möchten. Anbieter mit einer Erlaubnis aus Malta oder Curaçao haben weiterhin solche Live Streams im Angebot. Aufgrund des Prinzips der Dienstleistungsfreiheit steht es nach EU-Recht jedem zu, auf solche Angebote auszuweichen. Wer nur in deutschen Casinos spielen möchte, muss hingegen zukünftig auf Live-Spiele verzichten.
Niedrigere Ausschüttungsquoten
Mit der Einführung der Lizenzvergabe geht auch eine Neuregelung der Besteuerung einher. Der deutsche Staat verdient künftig am Online-Glücksspiel kräftig mit. Jedes Mal, wenn sich die Walzen eines virtuellen Spielautomaten drehen, gehen 5,3 % an den Finanzminister. Die Betreiber des Glücksspiels müssen deshalb niemandem leidtun, denn sie erwirtschaften ohnehin Millionengewinne. Allerdings dürfte die neue Steuerlast dazu führen, dass deutlich niedrigere Gewinne an die Spieler ausgeschüttet werden. Denn in aller Regel werden die
Betreiber diese zusätzliche Belastung einfach an ihre Nutzer weiterreichen.
Umfangreiche Datensammlung
Schließlich gibt es noch einen Aspekt der Reform, der das Spielerlebnis zwar kaum beeinträchtigen dürfte, aber durchaus weitreichende Konsequenzen hat. Denn um die Einhaltung der neuen Regeln zu überwachen, richten die Länder eine zentrale Sperrdatei ein. Dort werden nicht nur Namen und Adressen der Spieler gespeichert. Es wird auch penibel genau Buch über ihr Spielverhalten geführt. Wie viel Geld sie einzahlen, bei welchen Casinos sie registriert sind, wie lange sie schon an einem Spielautomaten sitzen – all das soll der Staat zukünftig in Echtzeit erfassen. Bei diesem Gedanken wird vielen Spielern mulmig, auch wenn bislang keine konkreten Probleme im Zusammenhang mit dem System bekannt sind.