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Jane – Rezension

Jane Eyre wächst als Waise bei ihrer Tante und deren beiden Söhnen auf, wo sie Ablehnung, Isolation, Einsamkeit und kaum Geborgenheit erlebt. Eines Tages verwirklicht sie ihren Traum, nach New York zu gehen, um Kunst zu studieren. Ihre unbeholfenen Anfänge in der Stadt finanziert sie sich damit, dass sie als Kindermädchen die 6-jährige Tochter Adele des ebenso reichen wie mysteriösen und gutaussehenden Geschäftsmanns Rochester betreut. Seine dunkle Anziehungskraft und Janes Sympathie für Adele sorgen dafür, dass Jane in eine Welt voller Geheimnisse, Liebe, Intrigen und Gefahren gezogen wird, die über alles hinausgeht, was sie sich erträumt hat…

Die Geschichte der Jane Eyre ist nicht ganz neu, genauer gesagt ist sie schon über 170 Jahre alt. Die englische Schriftstellerin Charlotte Bromte hat sie 1847 verfasst und damit einen wahren Literaturklassiker geschaffen, der auch noch heute oft gelesen wird und ab und an sogar noch in den Feuilletons auftaucht . Das Künstlerteam Brosh Mc Kenna und Ramón K. Perez hat sich des klassischen Stoffes angenommen, ihn modernisiert und in die Gegenwart der Stadt New York übertragen.Der Leser nimmt dabei wie im klassischen Buchvorgänger die Ereignisse aus Jane Eyres Sicht wahr. Man ist somit immer ganz nah bei ihr. Es gibt kaum Sequenzen im Comic, die sie nicht mit ihren eigenen Augen gesehen hat.

Brosh Mc Kenna, in erster Linie als Drehbuchautorin tätig, baut die Comicstory im Laufe der weiteren Handlung gekonnt und wie in einem Film auf. Sie vermischt dabei Elemente aus Suspence, Romance, Mystery und Psychothriller und sorgt für so einige unerwartete Wendungen. Jane entwickelt sich dabei mehr und mehr zu einem freiheitsstrebenden, eigenständigen Wesen. Die Betreuung von Adele – ihre Mutter ist bei einem Überfall ums Leben gekommen und ihr Vater Rochester ist beruflich sehr oft unterwegs -erledigt sie mit viel Engagement. In Richard Manson, dem Schwager von Rochester findet sie einen Vertrauten. Suspekt bleibt ihr jedoch stets die luxuriöse Penthouse-Wohnung, in der die verstorbene Mutter Adeles an allen Wänden mit Bildern verewigt ist. Und wenn Rochester von einer seiner langen Reisen zurückkehrt, verändert sich die Stimmung im Haus. Rochester ist streng und von Schwermut erfüllt, aber auch sucht er das Gespräch zu der jungen Jane Eyre. Und bald spürt sie nicht nur die in ihr für den Geschäftsmann aufkommenden Gefühle, sondern erkennt auch, dass Rochester und die Wohnung ein Geheimnis bergen – als es gelüftet wird, verändert sich alles auf dramatische Weise…

Zur grafischen Umsetzung kann ich wohl am besten das Zitat einer Kunstprofessorin aus der Story heranziehen, die, als sie Janes erste Studienarbeit sieht, sagt: „Ms. Eyre, haben Sie gehört was ich über Ausdruck der Individualität sagte? Ihre Aufgabe ist das Interpretieren, nicht das Abbilden!“ Ramón K. Perez hat genau das beherzigt: Er lässt die Striche und Farben da weg, wo unnötig, baut sie ein, wo vom Leser Gefühle gedeutet werden müssen. Farben und Striche ergeben genau den Mix, der für eine optimale Darstellung von Gefühlen und Dingen nötig sind. Eine famose Arbeit, die man nicht oft zu sehen bekommt.

Fazit: 228 Seiten Spannung, Mystery und Romanze in einem schmucken und stabilen Hardcover sind für schlappe 25 Euro gut angelegtes Geld.

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