Wieder einmal steht es schlecht um unsere Erde! Die Builder, eine uralte, göttliche Rasse und offensichtliche Erschaffer allen Lebens im Universum, sehen in unseren blauen Planeten eine Gefahr und planen ihn mit einer gewaltigen Raumschiffarmada zu zerstören. Da sie auf dem Weg zur Erde auch Verwüstungen auf anderen Planeten hinterlassen, schließt sich den ins Weltall aufgebrochenen Rächern um Captain America eine Allianz verschiedener Rassen wie die Kree, Shi`ar, Brood oder Skrulls an. Kaum ist ein Teil der Helden ins All aufgebrochen, lauert in unserem Orbit die zweite Bedrohung in Gestalt von Thanos, welcher sich mit seinen Truppen daran macht, eine Invasion auf der Erde zu starten. Während sich die Rächer im Weltall nunmehr ernsthaft Gedanken um eine Kapitulation machen, rüsten sich die wenigen auf der Erde verbliebenen Helden zur finalen Schlacht.
Immer mehr, immer größer, immer gewaltiger und vor allem „immer komplizierter“ ist die Devise, unter der die Rächer des Autoren Jonathan Hickmann seit „Marvel Now“ für das Wohlergehen der Erde sorgen. Mittlerweile tummelt sich eine kaum mehr überschaubare Schar von Mitgliedern in mehreren parallel verlaufenden Avengers-Serien, die überdrein auch noch alle irgendwie miteinander verwoben sind. Wenn dann noch ein Megaevent ansteht, ist die Verwirrung komplett. Daher war es sicher nicht die schlechteste Idee, „Infinitiy“ auf zwei über -270- Seiten starke Paperbacks zu verteilen, wobei nun der zweite Teil mit Infinity #4 – #6, Avengers #21 – #23, New Avengers #11 – #12, sowie mit dem Epilog „Silver Surfer: Gegen den Strom!“ vorliegt.
Und ich muss gestehen: nur mit viel Aufmerksamkeit und Interpretationsvermögen lässt sich aus diesem Konglomerat aus Serien, Helden, Handlungsfäden und Zeitebenen eine flüssige Handlung herauslesen. Erschwerend kommt hinzu, dass Hickman ein von TV-Serien wie Breaking Bad abgeschautes, modernes serielles Erzählen praktiziert: das Ungesagte oder das Ungeschriebene – in diesem Fall auch: das nicht auf Papier gebrachte – ist Teil der Handlung, welches man sich als Leser im Kopf weitererzählen muss. Hinzu kommt, dass die vielen am Werk beteiligten Zeichner (insgesamt 18!) diese Art der Erzählung nicht immer so umzusetzen verstehen, dass es für den Leser verständlich wird. Man muss so vor allem zum Ende hin höllisch aufpassen, um nicht den Faden zu verlieren. Ob ich wirklich alles so kapiert habe, wie Hickman es sich gedacht hat, wage ich zu bezweifeln. So blieben mir, wie ich meine, einige Pointen und Auflösungen verborgen … oder etwa doch nicht?
Für sich alleine stehend, ist bezüglich des Artworks hingegen ein großer Wurf gelungen. Die Story hat in visueller Hinsicht alles, was eine echte, große Weltraumoper in Comicform braucht: skurrile Alien, fantastische Welten, gewaltige Raumkreuzer und Raumschlachten. Es macht wirklich Spaß, diese Bilder auf sich wirken zu lassen.
Am Ende gibt es noch eine zwölfseitige Covergalerie mit großartigen Bildern. Ein fettes Lob bekommt Panini übrigens auch wegen der Preisgestaltung: nur schlappe 20 Euro haben mir diese -270- Seiten gekostet (zum Vergleich: bei Fables #25 schlagen nur -160- Seiten mit demselben Preis zu Buche).
Fazit: Hickmans Eigenart des Schreibens mit dem langen Spannungsaufbau, der vielen Handlungs- und Erzählebenen birgt seine Macken und könnte auf Verständnisprobleme beim Leser stoßen. Wer sich nicht daran stört, vielleicht nicht alles kapiert zu haben, wird zumindest mit einem atemberaubenden Artwort belohnt.