GAIN ist over. Leider. Die letzte gedruckte Ausgabe ist erhältlich. Die Betonung liegt auf letzte. Denn es wird, wie angekündigt, keine mehr geben. Das ist mehr als schade.
Schwerer Abschied
Mit wie viel Herzblut das Spielemagazin GAIN geschrieben wurde, wird bei der jetzt letzten 21. Ausgabe noch einmal so richtig klar. Dreizehn Autoren schildern auf vier schwarz-weiß gedruckten Seiten in einem kurzen Abschiedstext ihre Sichtweise auf GAIN. Dabei ist eines ersichtlich: Jeder wird dieses Magazin vermissen. Aber es steckte auch verdammt viel Arbeit drin. Arbeit, die nebenbei erledigt wurde. Oder eher: Arbeit, die wie nicht nebenbei, aber halt nebenbei erledigt wurde.
GAIN OVER
GAIN. Play. Meet. Think. Die Spielezeitschrift für Videospiele. Unter dem letzten Titelthema GAIN OVER. Play Again? Yes, No, Credits. Schade. Die Credits sind auf dem Cover ausgewählt. Das „Yes“ wäre mir lieber gewesen. Ein „Yes“ für: Ja, vielleicht, irgendwann. Dann gäbe es die Hoffnung auf ein Comeback. Doch wie ist das Coverbild untertitelt: „Der Spielejournalismus ist am Ende. Was passiert, wenn Studios schließen. Stephen E. Dinehart IV im Gespräch. Und. So. Viel. Mehr! Das Cover ist in einem schönen rot-blauen Ton gehalten. Der SNES mit zwei Controllern ist am Röhrenfernseher angeschlossen. Eingelegt ist ein Modul. Das GAIN-Modul. GAIN OVER.
Das letzte Heft …
Sechsundneunzig Seiten in Hochglanz gedruckt. Mit einem pappfesten Cover. Hochwertige Inhaltsseiten, schön feste und griffig. Ja, so muss ein Magazin gedruckt sein. Dabei hatte GAIN am Anfang gar kein Konzept, wie der Rückblick im Heft zugibt. Im Laufe der Jahre, Ausgabe 1 erschien am 15.01.2017 für 5 Euro, entwickelte sich nicht nur der Inhalt weiter. Denn zuvor stand immer ein Spiel im Fokus. Bereits die Ausgabe 4 wurde mit dem „German Design Award 2019“ ausgezeichnet. Ab Ausgabe 5 kam eine Förderausgabe für 8 Euro hinzu. Also 3 Euro als zusätzlicher freiwilliger Unterstützungsbeitrag. In Ausgabe 7 (31.08.2018) wurde das Konzept weiterentwickelt und der Fokus mehr auf die Spielekultur gelegt. Seit Ausgabe 14 (17.07.2020) kostet ein Magazin 7 Euro und 10 Euro als Förderausgabe. Zudem änderte sich das Covermotiv. Hinweg vom Spiel mehr zum Thema des Heftes. Die Nummer 19 (23.01.2023) stand im Zeichen des Relaunch. „Ein neues Logo, ein neuer Claim und eine weiter optimierte Heftstruktur“. Eine Ausgabe (#20, 07.05.2023) später war das Titelthema „Hoffnung“ wortwörtlich gemeint. Jetzt gibt es dann das GAIN Over.
Schade!
Mehr oder weniger leider ist die letzte Ausgabe dem für mich interessantesten Thema gewidmet. Einem sehr aktuellen Thema. Mit sehr guten Inhalten und einem klasse Interview mit Stephen E. Dinehart IV. Starfield wird rezensiert. Am Ende – Vom Scheitern in der Spielbranche zum Essay: Der Spielejournalismus ist am Ende. Hier ebenfalls, denn es ist GAIN Over. Weitere Artikel im Magazin sind unter anderem „Endlich nie wieder Arbeit? Was der KI-Hype für die Videospielindustrie bedeutet“, ein Interview mit Souvik Mukherjee und ein Gespräch mit Laura Shigihara. Im Retro-Bereich wird über fünf hinterhertrauernden PC-Plattform Stars philosophiert und das Feedback der Community (zum Aus) darf ebenfalls nicht fehlen. Wie bereits erwähnt ist leider ein weiteres Highlight des letztens Magazins: Die Abschiedstexte sowie die „Wall of GAIN“ mit allen Covern aus 21 Ausgaben.
Mach es gut GAIN, du immer besser werdende Spielezeitschrift. Es heißt ja: Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist. Hier ist dies leider der Fall. So bleibt ein lachendes und ein weinendes Auge.
Sichert euch noch die nicht vergriffenen Ausgaben mit eurem Lieblingsthema oder Spiel unter www.gain-magazin.de/shop.