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Ferris MC: Mortal Comeback – Rezension

Ferris MC hat eine neue Platte auf den Mark geworfen. „Mortal Comeback“ – Normalerweise fand ich Ferris bisher immer zu freakig. Das Cover jetzt hatte mich als Gamer dazu bewogen vorzubestellen. Alle Albencover mit Bezug auf Video- oder Computerspiele haben irgendwie was. Und die Songs so?

Mortal Komeback

„Mortal Comeback“ (3:27) heißt ebenfalls ein Lied von Ferris MC. Aber nicht zum ersten Mal auf diesem Album sondern auf dem bereits 2017 erschienenem Album „Asilant“. Danach erschien noch „Wahrscheinlich Nie Wieder Vielleicht“ (2019) als eine Art Versuch an einem Rock-Album. Jetzt, 2024, also fünf Jahre nach dem letzten Album, schmeißt Ferris MC ein neue Scheibe auf die Leute drauf. Mit dem Albumtitel „Mortal Comeback“. Die Platte sollte eigentlich eine Woche früher erscheinen, doch die Produktion der CD-Variante verzögerte sich. Genau so, wie mein Versand über Dussmann (mehr dazu hier), der dann wiederum eine Woche erst nach dem Release ankam.

Ferris MC, mit bürgerlichen Namen Sascha Reimann, wurde am 02.10.1973 in Neuwied geboren. Ist also zum Zeitpunkt dieses Albums 50 Jahre alt. Schon früh kam er zu der Musik und Schauspielerei. Seinen ersten größeren Auftritt gab es in Nicht von schlechten Eltern (1994) in einer Folge der deutschen Fernsehserie. Bereits 1993 gründete Ferris mit Flowin Immo und DJ Pee die Rap-Gruppe Freaks Association Bremen (F.A.B.). Bereits 1997 löste sich die Band aber wieder auf, unter anderem weil Reimann ziemliche Drogenprobleme gehabt haben soll. Reimann nahm nach eigenen Angaben in seiner 2022 erschienenen Autobiografie unter anderem Ecstasy, Speed, Cannabis, Kokain, Heroin sowie LSD und hatte Selbstmordgedanken. Gegenüber dem Stern sagte er mal, dass es ein Wunder sei, dass er bei all dem und seinen „Psycho-Anfällen“ noch am Leben sei. Heute sei der 50-jährige Familienvater und verheiratet mit der Journalistin Helena Anna Reimann – mit der er die Autobiografie „Ich habe alles außer Kontrolle“ verfasste – im Leben angekommen. Die ausführliche Rezension zum Buch gibt es hier.

Das Album hat Sascha Reimann über sein eigenes Label Yo Ferris Records (verteilt durch Sony Music Entertainment) herausgegeben. Die CD kommt in einem sechsseitigen Digipack daher, die einen schicken Eindruck macht. Dabei ist die CD ganz rechts und nichts in der Mitte der Hülle. Alternativ wird das Album physisch noch auf Vinyl herausgegeben. Optisch definitiv gelungen stammt das Artwork von Felix Schlüter, Typeholics und die Fotos von Jan Karl (Authentik Film). Die Innenansicht erinnert irgendwie an seine Zeit bei Deichkind. Statt einem normalen Booklet gibt es hier ein ausklappbares doppelseitiges Poster in DIN A3. Das ist ziemlich cool. So ist auf der einen Seite das Covermotiv als Poster vorhanden, auf der anderen alle Liedtexte aufgelistet, die Ferris nach eigenen Angaben alle händisch abgetippt hat. Hier muss ich wirklich sagen: Top, gefällt mir sehr gut!

Der Freak, der Asi, der Hip-Hop-Punker

Musikalisch hat Ferris MC 13 Tracks auf die Platte gepackt. Das macht insgesamt nur eine Laufzeit von 37:18 Minuten. Passender wäre wohl in Anspielung auf Mortal Kombat der Albumtitel Mortal Komeback gewesen.

Inhaltlich ist es ein sehr persönliches Album und Ferris bietet teilweise einen Einblick in sein Leben. In Einklang heißt es: „Ich mach die Platten immer ehrlich analog – ja das passt zu meinem Wertekatalog.“ Finde ich top und gefällt mir an dieser Platte fast am Besten. Hier kommt kein Autotune oder ähnliche zum Einsatz. Explizit bleiben die Texte dennoch. „Ich ficke deine Mutter. Hmmm klingt nach Intellekt. Du pubertäre Schnullerbacke, ab ins Bett.“ In „Ferris allein zu Haus“ rappt der 50-jährige „Ich bin der deutsche Eminem, ohne den Bart zu färben. Ich bleibe wie ich bin. Aus mir kann nichts mehr anderes werden.“, allerdings eine Spur langsamer, als Eminem das regelmäßig zelebriert. Bei „Nashorn“ macht er den aktuellen Rap-Charts nochmal eine Ansage: „Scheiss mal auf Deutschrap““”, doch H.P. Baxxter mag er wohl: „Ich bin nicht Scooter, aber I feel hardcore.“ Ein Rückblick auf sein Leben gibt es in „28325“, die Postleitzahl von Tenever in Bremen, wo er wohnte. „Einmal Freak, immer Freak“ (Audiobiographie x Legacy).

In den Charts

In den offiziellen deutschen Album Charts war das Album Mortal Comeback nach einer Woche auf Platz 17 eingestiegen. In der Midweek Album Top 100 bei MTV (2015 bei VIVA gestartet) ging das Album zum Start sogar auf Platz 12. In den offiziellen deutschen Hip-Hop Charts gab es in der ersten Woche einen guten Platz 5. In der zweiten Woche verschwand das Album Mortal Comeback von Ferris MC dann allerdings komplett aus den Top 100 der Album Charts und war aus den Top 20 der Hip Hop Charts raus.

Fazit

Mit Mortal Comeback hat Ferris MC in seinem gewohnt „guten“ Ton ein gutes Rap-Album geschaffen. Mit persönlichen Einblicken in sein Leben, gefällt mir die Platte wirklich erstaunlich gut. Bisher hatte ich von Ferris immer abgesehen, da ich auf diesen Gangsterrap nicht stehe. Ferris wirkt aber ehrlich und zieht einfach sein Ding durch. Für sein eigentlich wirklich aller letztes Rap-Album wäre es meiner Meinung nach sehr schade rum. Da ich hiermit mehr als mit Punkrock anfangen kann. Obwohl ich bisher kein Fan war und früher Die Doofen, sogar kurz die Toten Hosen und Scooter hörte, bin ich jetzt tatsächlich ein Fan. Gerne (doch noch) mehr davon!

Playlist Ferris MC – Mortal Comeback

  1. Die Goldene Ära (2:54)
  2. Einklang (2:56)
  3. Mortal Comeback 2.4 (2:39)
  4. Freak (3:45)
  5. Nachtschicht (2:30)
  6. 28325 (03:01)
  7. Ferris allein zu Haus (2:36)
  8. Hall of Fame (Monster) mit DJ Stylewarz (2:23)
  9. Trauma (03:08)
  10. Nashorn (2:33)
  11. Audiobiographie x Legacy (2:53)
  12. Zurück in die Hölle (2:34)
  13. Retro Flash (3:23)
    Gesamtspielzeit: 37:18 Minuten

Alle Songs sind als „Explizit“ gekennzeichnet

Wirklich das letzte Rap Album von Ferris MC?

„Ich bin geflasht – ohne Interviews, Podcasts,Print oder TV, ohne Social Media Kampagnen, ohne Plakate. Nur meine Reichweite, Low bis No Budget Videos und dieses Album. Vielen Dank an euch. Am faszinierendsten finde ich, dass mein Solo Debüt 1999 auch auf #17 eingestiegen ist – nur stand ich da ganz anders im Leben und war auf selbstzerstörerischen Wegen unterwegs. Für mich fühlt sich das wie eine zweite „musikalische“ Chance an. Mal schauen wohin mich dieser Weg führen wird…“, verkündete Ferris auf seinen Social Media Kanälen. Hört sich ja nicht so nach dem wirklich letzten Album als MC an, oder?

Mortal Comeback CD-Album Unboxing

Weitere Bilder vom Album gibt es als Unboxing hier auf TopFree.de.

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