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Ferris: Ich habe alles außer Kontrolle (Kein Roman) – Buch-Rezension

Bereits 2022 erschienen, erweckte die Autobiografie von Sascha Reimann alias Ferris (MC) nach der Ankündigung seines neuen Albums mein Interesse. Das 320 Seiten starke Buch habe ich mir dann direkt einmal zugelegt und in einem Zug durchgelesen.

„Preisreduziertes Mängelexemplar“ prangt auf meinem Buch als Stempel an der Seite. Es war im Angebot und ich zögerte keine Sekunde zuzugreifen. Ob „Mängelexemplar“ auch für den Autor selbst gilt? Als Rapper lief er bei mir immer unter dem Radar. Was zum einen der Tatsache geschuldet war, dass ich damals keinen Hip Hop hörte, zum anderen mir die Texte überhaupt nicht zusagten, da mein Lebensstil komplett konträr zu seinem war und ist. Letztendlich wurde nicht nur ich älter, sondern ebenfalls er. Mittlerweile die 50 überschritten, führt Sascha Reimann, mit bürgerlichem Namen, ein ebenso bürgerliches Leben mit Frau und Kind. Musik macht er (zum Glück) trotzdem noch. Ein Buch – kein Roman – gibt es ebenfalls oben drauf.

Das Buch Ferris – Ich habe alles außer Kontrolle aus dem Verlag Edel Books hat er zusammen mit seiner Ehefrau Helena Anna Reimann, 12 Jahre jünger als er, verfasst. 305 reine Buchseiten untergliedert in Kapitel in einem Softcover mit Klappe. Mitten drin ein Lesezeichen seines Albums: Alle hassen Ferris!

Wilde Kapitel

Die Kapitel (Liste siehe unten) sind nicht chronologisch geordnet, sondern verschiedenen Lebensthemen zugehörig. Ferris und die Frauen in mehreren Vol. (Folgen), mehrfache Best of Worse Case, Ferris, die Schule, BMW und LSD, usw. Da ist es schon einmal verwirrend, wenn er von seiner fertigen Ausbildung schreibt und im Kapitel danach, dann ein Lebensabschnitt beschrieben wird, wo er gerade in der Ausbildung war. Da es nirgendwo genaue Zeitangaben gibt, weiß man nie so genau, wie alt Ferris dort gerade war. Vielleicht stellt diese nicht chronologische Reihenfolge aber auch die vorhandene Nicht-Kontrolle dar. Auf jeden Fall könnte man das ganze Buch ebenso per Shuffle wie bei einer CD durchlesen. Sprich es ist nahezu egal, welches Kapitel man sich gerade zu Gemüte fügt, am Ende kommt dasselbe dabei heraus. Ferris Leben wild durcheinander gewürfelt.

Drogen und noch mehr Drogen

Nahezu schonungslos bringt er dem Leser seine Drogeneskapaden bei. Das ist tatsächlich mal erheiternd wie erschütternd zu gleich, so absurd es klingt, zieht einen aber aus irgendeinem Grund immer in den Bann. Es wird nicht langweilig und ein langweiliges Leben hatte Sascha Reimann keinesfalls. Ob das jetzt abschreckend wirkt? Schwer zu sagen, aber zumindest als er mit seinem halben Daumen Bilder malte, wurde mir recht mulmig zumute. Ansonsten bietet Ferris einen interessanten Einblick in sein bewegtes (Drogen) Leben. Zum Schluss wird es nach allen umschweifenden Kapiteln, die sich meist nur um ein Thema drehen, etwas kitschig. Oder sagen wir es so: Es gibt tatsächlich ein Happy End und man fragt sich, wie das möglich ist? Zwischendurch beschreibt Ferris am Ende seiner körperlichen Kräfte aufgrund seines exzessiven Drogenkonsums einen großen Bluttest. Der soll tatsächlich nahezu gesund ausgefallen sein. Als kompletter Nicht-Konsument von irgendwas stellte ich mir die Frage, wie das letztendlich sein kann? Am Ende bleibt bei mir die Frage offen, welche (langfristigen) Schäden Reimann davon getragen hat? Bewertet wird sein Drogenkonsum nicht, nur, dass er am Ende clean ist, mit sich im Reinen und seinen kalten Entzug selbst geschafft hat. Heute vapet er wohl und hat mit Ferris 666 seinen eigenen Dampf in verschiedenen Sorten herausgebracht. Neben dem Hauptthema Weed spielt Alkohol tatsächlich eine sehr untergeordnete Rolle in seinem Buch. Respekt, dass man sich nach einem 10-Jahre-Dauerkonsum noch Texte als Schauspieler und Musiker merken kann. Ich dachte wirklich, das vernebelt einem irgendwann so die Birne, dass da nichts vernünftiges mehr rein geht. Ferris hat ein bewegtes Leben hinter sich und zum Glück die Kurve bekommen. So zumindest seine Autobiografie, die so gar nicht geplant war. „Meine Frau hatte ein Exposé für einen Roman eingereicht und ein Verlag hat gesagt, wir machen das, aber da soll Sascha Reimann, also Ferris draufstehen“, sagte er im Interview mit buddy. Am Ende kam sein echtes Leben – kein Roman – dabei heraus.

Fazit

Eins hat Ferris (Sascha Reimann) mit seinem Buch geschafft: Ich habe nach mir nicht mehr erinnerbaren Jahren mal wieder ein Buch komplett ausgelesen und das in einem für mich Wahnsinnstempo. Es ist gut lesbar, mir sind auf Anhieb keine Rechtschreibfehler aufgefallen und zieht einen in den Bann. Trotz der manchmal etwas sprunghaften Kapitel in seinen Lebensabschnitten, bei denen man mal kurz überlegen muss: Moment, wo sind wir eigentlich gerade? – und seinem überaus überhand nehmenden Drogenkonsums, ist es (k)eine traurige Aneinanderreihung von Ereignissen in seinem Leben. Die teilweise absurden Geschichten, die vor allem für Nicht-Konsumenten manchmal gar nicht vorstellbar sind, sind locker flockig geschrieben. Es wirkt als habe er in einem Guss, was ihm gerade eben so einfiel, alles runtergerattert und seine Frau hat es in einem gut lesbaren Stil vernünftig aufbereitet. Lohnt sich das Buch? Ich sage ganz klar: Ja! Es ist interessant, gibt einen guten Einblick in Ferris Leben. Er tritt nirgendwo nach, scheint eigentlich ein lieber Kerl zu sein und ist in Problembezirken ohne elterliche Liebe abgerutscht. Dass man daraus wieder aufsteht, bei all dem Elend auch um einem drumherum, zollt meinen Respekt. Ich nehme keinerlei Art von Drogen, rauche und trinke nicht und brauche noch nicht einmal einen Kaffee und empfehle dieses Buch dennoch. Es ist kein komplett abschreckendes Beispiel, aber eine der für mich interessantesten Lebensgeschichten. Sascha Reimann verherrlicht weder seinen Drogenkonsum, noch ordnet er ihn überaus kritisch ein. Es war halt so. So traurig es klingt. Aber lest am besten einfach selbst das Buch Ferris – Ich habe alles außer Kontrolle.

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Hörbuch kostenlos anhören über YouTube

Ferris – Ich habe alles außer Kontrolle Kapitel

  • Seite 7: Ferris macht Bau
  • Seite 25: Ferris II Society
  • Seite 41: Beschissenes Bayern
  • Seite 51: Ferris und der Überfall
  • Seite 66: Ferris und 30000 Mark per Post
  • Seite 79: Best of Worst Case Vol. 1
  • Seite 83: Ferris Flying Solo
  • Seite 98: Ferris, DJ Stylewarz und die Mongo Clikke
  • Seite 111: Ferris und die Frauen Vol. 1
  • Seite 114: Ferris, die Schule, BMW und LSD
  • Seite 142: Ferris, Three Little Boyz und ein Groupie
  • Seite 149: Ferris und die Frauen Vol. 2
  • Seite 153: Ferris und die Bundeswehr
  • Seite 165: Best of Worst Case Vol. 2
  • Seite 170: Ferris und die Neuwieder Straße 23
  • Seite 201: Best of Worst Case Vol. 3
  • Seite 206: Ferris und die Videopiraterie
  • Seite 222: Ferris und die Frauen Vol. 3
  • Seite 227: Flash for Ferris MC
  • Seite 235: Ferris, das Geschäft mit der Musik und der Anfang vom Ende
  • Seite 249: Ferris und die letzten Trips
  • Seite 263: Ferris und Mary Jane
  • Seite 279: Ferris und Deichkind
  • Seite 283: Ferris und die Frauen Vol. 4
  • Seite 288: Ferris und die Liebe
  • Seite 302: Ferris und die Frauen Vol. 5
  • Seite 307: Papa Ferris
  • Seite 312: Ferris und das Jetzt

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