Scooter: Music For A Big Night Out – Kritik / Rezension
Back to the roots? Mit dem neuen Album „Music for a Big Night Out“ knüpft die deutsche Techno-Band „Scooter“ an alten Zeiten an und findet mehr zu ihren Wurzeln zurück. Ihr Musikstil ist nicht jedermanns Sache, doch das aktuelle Album hört sich nach all in den vergangenen Jahren erschienenen Alben wieder mehr nach „Scooter“ an.
Es lässt sich nicht leugnen: Mit über 20 Top-Ten Hits in den Single-Charts ist Scooter eine der erfolgreichsten Bands in Deutschland. Doch auch für Frontmann H. P. Baxxter, mit bürgerlichen Namen Hans Peter Geerdes, war aller Anfang schwer. Zusammen mit Rick J. Jordan, Britt Maxime und Slin Tompson bestand die Synthie Pop Band von 1987 bis 1992. Die Band hatte allerdings mit nur einer Chartplatzierung eher mäßigen Erfolg. Lieder der Band gibt es unter www.thegallory.com/ctn/Pages/Audio.html als MP3-Dateien kostenlos zum Download. Gerade bei Live Hannover (22.12.1987) musste ich den ein oder anderen Song überspringen, denn Baxxters Stimme ist teilweise eher suboptimal bei dieser Musik. Optimaler lief es dann ab 1993. Zunächst unter dem Namen „The Loop“ gründeten H.P. Baxxter, Rick J. Jordan, Jens Thele sowie Baxxters Cousin Ferris Bueller die neue Band. Kurz danach wurde daraus „Scooter“. Von da an ging es aufwärts und Scooter landeten u.a. mit Hyper, Hyper, Fire, I’m Raving, How Much Is the Fish? und Maria (I Like It Loud) diverse Hits. Die Singleauskopplungen der letzten Jahren waren indes weniger erfolgreich. So befanden sich „It’s a Biz„, „C’est Bleu“ und „David Doesn’t Eat“ nur auf den Chartplätzen 67 bis 79 in Deutschland und hielten sich nur gut eine Woche dort. Langjährige Scooterfans kritisieren schon seit mehreren Jahren den Stilwechsel von H.P. Baxxter und seinen wechselnden Kollegen. Derzeit besteht Scooter aus Frontmann H.P. Baxxter (aktuell a.k.a. „Bass Junkie“), Rick J. Jordan und Michael Simon. Im Management ist immer noch Jens Thele tätig.
Das aktuelle Album „Music for a big night out“ erschien an Allerheiligen. Schon im Vorfeld sorgte allein das Cover für Diskussionen. Im offiziellen Scooter-Forum wurde das Design als „peinlich“ und „billige Photoshopeffekte“ abgetan (Beitrag mit Cover-Markierungen). Allein die Fußstellung von H.P. Baxxter bereitete einigen Forenusern Sorge. Ansonsten steht das Album in zwei Versionen zur Verfügung, einmal mit „Who The Fuck Is H.P. Baxxter T-Shirt“, einmal ohne. Bonussongs etc. gibt es sonst nicht. Preislich lagen die Alben kurz vor dem Release dicht beieinander. Zumindest Amazon.de hatte die Limited Edition inkl. T-Shirt Gr. L auf gerade einmal 13,- Euro gesetzt. Die normale Standard-Version kostete 11,- Euro. Mittlerweile wurde der Preis auf 19,- Euro für die Limited- und 12,- Euro für die Standard-Edition geändert.
Die erste Single aus dem Album erschien am 30.09.2012 im offiziellen Video auf YouTube und knackt demnächst die 800.000-Klick-Marke. Die Single ist eine Neuinterpretation von Beverley Craven – Promise Me (1991) und Otto Knows – Million Voices (2012) und wird gesungen von Jaye Marshall. Seit 1997 hat Scooter keine Singles mehr nicht gecovert. Der letzte eigene Erfolg war „Fire“ 1997 aus dem Album Age of Love. Ebenso holt sich die Hamburger-Band immer wieder neue Sängerinnen mit ins Boot. Scooter hat sich (erfolgreich) zu einer der am erfolgreichsten Coverbands gemausert. Wirklich eigene Songs wären sehr wünschenswert.
In den letzten Jahren wurden die Alben immer schlechter, der Erfolg blieb. 2007 kam das Jumpstyle Album „Jumping All Over the World“ heraus. Der Kommerzstil hatte die Band völlig inne. Die folgenden Alben, wie auch ein paar davor, habe ich seit dem Release nur sehr selten gehört, teilweise nur einmal am Erscheinungstag. Das letzte wirklich gute Album im „alten“ Scooterstil kam 1999 heraus: „Back to the Heavyweight Jam“, mit Faster, Harder, Scooter und Fuck The Millennium.
Doch, taugt das aktuelle Album was? Klar, eine Frage, die nicht jeder beantworten kann. Denn bei Scooter gibt es nur zwei Lager: Die einen lieben sie, die anderen hassen sie. Warum die Band die einzige ist, von der ich mir jedes Mal pünktlich zum Release die CD kaufe, ist mir selbst schleierhaft. Es ist irgendwie wie mit dem Yps-Heft, man kommt nicht davon los…
„Music for a big night out“ ist mit 12 Songs und einer Gesamtspielzeit von 43:36 Minuten eher kurz. Die Sängerin Jaye Marshall ist auf insgesamt drei Liedern vertreten. Mit Full Moon startet die CD und kann als Intro angesehen werden. Das Stück geht nahtlos in I’m a Raver, Baby über, das von H.P. vertont wurde. Army Of Hardcore ist die zweite Singleauskopplung aus dem Album. Allerdings definitiv kein „Hardcore“-Lied. 4 AM hat Ohrwurmpotential, ist aber ein typischer Mainstream-Kommerz-Track. Mit No way to hide und What time is love? folgen die nächsten beiden Songs. Ersteres eher ein Raverlied, zweiteres mehr Trance. Mit dem siebten Scooter-Lied auf dieser CD Overdose (Frazy) folgt der meiner Meinung nach beste Song. Eine Art Gameboy-Lied, das an Happy Hardcore erinnert, einfach an die alten Scooterlieder. Lustig, funky, macht Spaß! Und nicht zu vergessen: „Diamonds are made under pressure“! Talk about your life hat ebenfalls alten Scootercharme. I Whish I Was … a raver with neon-colored hair, natürlich ein Raverlied, der Refrain bleibt irgendwie im Ohr. Zuletzt folgen noch Black Betty, Too much silence und Last Hippie Standing, wobei „silence“ die ruhigeste Nummer mit der Stimme von Nikk auf dem Album ist.
Fazit: Back to the roots? Es ist wieder mehr „Scooter“ drin. Wenn jetzt mal wieder eigene Songs dabei wären, das Album nicht so kurz wäre und der Jumpstyle verschwindet wären sie fast wieder die alten. Definitiv eines der besseren Alben der letzten Jahren. Das Cover und die gesamte CD-Verpackung ist demnach auch irgendwie passend, denn es wirkt durch das fast billige Layout einfach „retro“. Das Inlay enhält leider keine Lyrics, sondern nur diverse Sprüche und Fotos. Zumindest habe ich mir „Music for a big night out“ bereits jetzt schon öfter angehört, als manch andere Scooter-Alben nach dem Release.
Kaufen:
Music for a Big Night Out (Standard)
Music For A Big Night Out (Limited Edition inkl. T-Shirt Gr. L)
MFABNO
Blingmaster getting faster, no diggedy’s who I am. That’s what ya paid the money, going mental an get the jam.
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Diamonds are made under pressure.
© Scooter