Die neue, sonntägliche, Rezension zum ersten Band von Der Dieb der Diebe unter dem Titel „Ich steige aus“ von michidiers:
Conrad Paulson alias Redmond ist ein absoluter Profi in seinem Job. Der Meisterdieb überwindet auch die besten Sicherheitsvorkehrungen, die dicksten Tresore und die ausgeklügelsten Alarmanlagen. Zusammen mit der attraktiven Celia und eine Gruppe von spezialisierten Unterstützern bilden sie ein unschlagbares Team. Doch Redmond kommen Zweifel und will aussteigen, denn neben der Scheidung von seiner Frau und einem Sohn in dauernden Schwierigkeiten, hat er ein weitaus größeres Problem: das FBI rückt ihm immer dichter auf die Pelle. Der Ausstieg erweist sich aber komplizierter als gedacht.
Ich muss gestehen: meine Kaufentscheidung hing bei diesem Comic einzig und allein von dem Cover ab. Es machte mich einfach neugierig, welch eine Person darauf abgebildet war und mir als Betrachter so keck ins Gesicht sagte: „Ich steige aus!“. Betrachtet man das Cover etwas länger, verblasst diese vordergründige Entschlossenheit der Gestalt darauf. Redmond ist nicht alleine und eine Figur voller Zerrissenheit. In seinem dunklen Inneren und in seinem gefährlich roten Umfeld tummeln sich Persönlichkeiten, die es ihm erschweren oder unmöglich machen könnten, diesen Schritt zu vollziehen. Es ist ein Beispiel für ein wirklich gelungenes Coverartwork: ein einziges Bild sagt oftmals mehr als tausend Worte.
In diesem ersten Sammelband „Der Dieb der Diebe“ von Robert Kirkman und Shawn Martinbrough sind die ersten sieben Ausgaben der US-Serie „The thief of thieves“ enthalten. Inhaltlich ist die Serie irgendwo zwischen filmischen Werken wie Oceans Eleven, Rififi, sowie dem „britischen jungen Film“ angesiedelt, wobei der englische Regisseur Guy Ritchie auf dem Regiestuhl gesessen und das Drehbuch geschrieben haben könnte. So kommt es sicher nicht von ungefähr, dass sich Kirkman viele Ideen aus dem Medium Film geholt hat und sich das Ganze wie ein Storyboard für einen Film liest.
Diese Ausgabe kann daher wohl am besten als ein ungewöhnlicher Gangstercomic bezeichnet werden, der vor allem mit einer Fülle von schwarzhumorigen Einfällen, vieler genialer Ansätze und überraschenden Wendungen bei mir punktet. Für Leser wie ich, die eher im Genre der Superhelden zu Hause sind, ist es fast schon wie ein kleiner Anschlag auf eingefahrene Seh- und Lesegewohnheiten, denn diese Serie ist einfach erfrischend anders. Sie ist so rasant erzählt, dass sie einfach viel zu schnell durchgelesen wird und man sich mitunter fast schon zwingen muss, nicht dem schnellen Erzähltempo zu erliegen und das Werk in einem Zug durchzulesen.
Das Artwork hingegen arbeitet etwas gegen die allgemeine Ausrichtung der Erzählung und bildet einen gewissen Kontrast zu der Rasanz des Geschehens. Die mit vielen Schatten und Flächen versehenen Zeichnungen erinnern durchaus an typische Noir Comics, sollten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es hier eher eine echte Gansterstory im Stil der 70er-Jahre Krimis ist.
Fazit: Eine rasante Gaunergeschichte mit einem „Bösewicht“ als Identifikationsfigur, dem man wünscht, dass er irgendwie heil aus der Zwickmühle aus Wunsch und Realität herauskommt.