Seit zwei Monaten bin ich Mitglied beim Essener Kreisligisten TC Freisenbruch 1902 und habe ihn mit auf den ersten Platz geführt. Zumindest kann man bei Dein Club die Aufstellung und auch sonst alles mitbestimmen. Anders als damals bei Fortuna Köln mit deinfussballclub.de (DFC), seit 2012 eingestellt, soll man hier wirklich über alles mitbestimmen können. Von den Eintrittspreisen, der Taktik, den Trainer- und Spielerpostionen bis hin zum Bierpreis. Für einen Monatspreis von 5 Euro Mitgliedsbeitrag beim TCF.
Vorreiter war damals der englische Fußballverein Ebbsfleet United. Im November 2007 wurde die Mitbestimmung via Internet gestartet. Zur Spitzenzeit nahmen 32.000 Mitglieder daran teil – bei 50 Euro Mitgliedsbeitrag. Im Oktober 2010 waren nur noch knapp 130 Mitglieder aktiv dabei. Beim SC Fortuna Köln startete unter der Schirmherrschaft von Sönke Wortmann der damalige NRW-Ligist ein ähnliches Konzept. Anmeldestart war am 3. April 2008. Tatsächlich war ich direkt dabei und einer der ersten, die sich überhaupt dort angemeldet hatten. Das Ziel waren 30.000 Mitglieder für einen Jahresbeitrag von 39,95 Euro. Allerdings erreichte man nur knapp über 10.000 angemeldete Benutzer. Im Januar 2012 war dann Schluss, da die Zahl der Mitglieder stetig zurückging. Zum 12.01.2012 endete somit auch meine Mitgliedschaft, die ich selbst gekündigt hatte. Große Kritik kam aus Reihen der Mitglieder vor allem deswegen, weil am Ende beispielsweise bei der Aufstellung immer der Trainer das letzte Wort hatte. Kurios wurde es zudem, als die Mitglieder den Kopf des Trainers forderten, die Abstimmung darüber aber verhindert wurde. Irgendwann fühlte sich dann die zahlende Kundschaft nicht mehr ernst genommen und der eigene Einfluss war viel zu gering.
Ganz anders machen will es Dein Club. Hier soll jeder über alles mitbestimmen können. Am Ende entscheiden dann die Mitglieder über die Aufstellung und auch den Verbleib des Trainers. Finanzen, Eintrittspreise, Bierpreise, Spielansetzungen und neue Transfers: Die Mitglieder entscheiden. Ein Fußballmanager Spiel in echt. Für 5 Euro Monatsbeitrag mit einer Laufzeit bis zum 30. Juni – und einer Kündigungsfrist bis zum 31. März – ist man dabei. Bezahlt werden kann per Lastschrift, PayPal, Sofort Überweisung oder GiroPay. Einmal angemeldet landet man nach dem Login auf der Hauptseite. Dabei ist die Website sowohl für einen Desktop als auch für mobile Geräte ausgerichtet. Alles wirkt von Anfang an übersichtlich.
Postfach, Mannschaft, Abstimmungen, Finanzen, Verein. Die Menüpunkte befinden sich in der oberen Leiste und sind teilweise noch untergliedert. Als Mitglied kann man sowohl das Spielsystem der ganzen Saison als nochmal speziell für einen Spieltag wählen. Am Ende wird sich dafür entschieden, wofür die meisten Mitglieder gestimmt haben. So auch bei den Finanzen. Wobei sich in dieser ersten Saison des realen Managerspiels die Bezahlung der Spieler an der Anzahl der Teammanager orientiert. Bei meiner Anmeldungen waren es knapp über 160. Jetzt, zwei Monate später, sind es 220. Da der Verein auch noch andere Kosten zu tragen hat, wird da wohl nicht so viel für die Spieler übrig bleiben. Dabei hat der Essener Kreisliga B Südligist einige namenhaftere Spieler im Kader. Trainer Mike Möllensiepen spielte als Stürmer mal für den FC Schalke 04, Dynamo Dresden und KFC Uerdingen. Benjamin Venekamp kickte bei Rot-Weiss Essen und Mike Mankse für diverse Vereine in der Oberliga (5. Liga). Sprich, einige Spieler haben schonmal weitaus höher ihre Brötchen mehr oder weniger verdient. Dementsprechend gut steht der Klub aktuell. Platz 1 mit genügend Punkten Vorsprung, um bei einer ebenso guten Rückrunde den Aufstieg zu schaffen.
Tatsächlich kann man bei Dein Club über weitgehend alles bestimmen. Selbst die Spielerposition lässt sich festlegen. Man bekommt einen kompletten Überblick über alle Finanzen mit Ein- und Ausgaben und demnächst steht die Kaderplanung an, bei der man über die neuen Transfers bestimmen kann. Neben der tatsächlichen Aufstellung, wer wo spielt – dies kann jeden Spieltag wie bei einem Offline-Fußballmanager neu festgelegt werden – sind die Abstimmungen mit am interessantesten. Denn hier geht es um besagte Bierpreise, Eintrittspreise sowie auch trainingsfreie Tage. Dazu bietet das Onlinesystem tiefergehende Informationen. Ausführliche Statistiken über jeden Spieler und in das Postfach kommt nach jedem Training ein ausführlicher Report rein. Wenn man nicht live bei den Spielen dabei sein kann, gibt es neben einem Liveticker zahlreiche Videos. Von den Spielen, vor den Spielen und für weitere Informationen. Im Prinzip ist man sehr nah dabei. Für weitere Transparenz und für Fragen und Anregungen steht ein eigenes Forum für die Mitglieder zur Verfügung. Wer hier aktiv mitmacht, erhält Punkte. Denn diese gibt es ebenfalls für alle Mitglieder. Nach Abstimmungen und je nach Aktivität kann man in der „Teammanager Rangliste“ aufsteigen. Wie man hier sieht, gibt es allerdings von den aktuell 220 angemeldeten Mitgliedern genügend inaktive. Allein 65 haben 0 Punkte, haben also noch nirgends für abgestimmt. Wer wirklich aktiv dabei ist, wird aus der Liste nicht ganz ersichtlich. Ich selbst nehme im Moment den Platz 37 mit 170 Punkten nach zwei Monaten ein. Platz 1 wird mit über 1.000 Punkten belegt. Quasi jetzt schon uneinholbar. Im späteren Verlauf soll es noch Prämien für die errungenen Punkte geben. Die meisten der Mitglieder kommen selbst aus Essen, zumindest nach den Profilangaben. Nur sehr wenigen aus anderen Städten machen dort mit.
Fazit: Die geringe Mitgliederzahl könnte auch Dein Club vom Turnclub Freisenbruch 02 noch zum Verhängnis werden. Dabei ist dies bisher die beste Plattform dieser Art, die ich gesehen und selbst gespielt habe. Man fühlt sich tatsächlich wie in einem Managerspiel, nur, dass dieses Mal alles real ist und sich auf dem echten Fußballplatz abspielt. Doch die Vielzahl der Informationen und Videos bedeuten auch einen größeren Zeitaufwand. Zumindest, wenn man alles mitbekommen will. Gespannt bin ich auf die Transfermitbestimmungen und vor allem wie sich das „Spiel“ noch entwickelt. Trotz einiger Presseberichte ist die Anzahl der „Spieler“ beziehungsweise Mitglieder noch sehr gering. Derzeit sieht es zudem nicht danach aus, als ob die Zahl großartig steigen würde. Anscheinend möchten nicht so viele Fußballfans 5 Euro pro Monat in ein solch ausführliches Mitbestimmungsrecht stecken. Vielleicht schon vorab von Deinfussballclub abgeschreckt. Dabei ist DC schon jetzt um Längen die bessere Variante!
Trailer:
Link zu Dein Club: www.deinclub.tc-freisenbruch.de