Schon seit längerem gibt es Computerspiel-Umsetzungen von Klaus Teubers Brettspielklassiker „Die Siedler von Catan“. Die neueste Version „Catan – Creators Edition“ ist im „United Soft Media Verlag“ erschienen. In diesem Spiel geht es darum, die Insel Catan zu besiedeln und ihre Rohstoffe abzubauen. Zu diesem Zweck baut man auf einem Spielfeld aus Hexfeldern Dörfer, Städte und Straßen und sammelt Rohstoffe wie Holz, Lehm und Erz, um neue Bauten errichten zu können. Ein zentraler Bestandteil ist auch der Handel von Rohstoffen zwischen den Spielern.
Die PC-Fassung setzt das Grundspiel detailgetreu um und bietet außerdem die Möglichkeit, Partien mit den Regeln der Erweiterungen „Seefahrer“ und „Städte und Ritter“ zu spielen. In der „Seefahrer“-Erweiterung kann man Schiffe bauen und Inseln erobern, bei „Städte und Ritter“ gilt es, genügend Ritter zu rekrutieren, um ein anrückendes Barbarenheer abzuwehren. Die Präsentation und Grafik des Spiels ist sehr ordentlich. Auch wenn die Texturen des Spiels eine höhere Auflösung vertragen hätten, ist das Spielfeld mit seinen kleinen Animationen schön anzuschauen. Für Puristen oder Fans des Brettspiels lässt sich auch eine Grafik-Version aktivieren, die eins zu eins das Aussehen des originalen Brettspiels darstellt. Der Sound ist durchweg stimmig und weist einen auf Ereignisse im Spiel hin, ohne dabei zu nerven. Das gleiche gilt für die Musik, die das ganze passend untermalt.
Es gibt insgesamt drei Spielmodi. Die Kampagne erzählt eine kleine Geschichte der Bewohner von Catan und führt den Spieler dabei Stück für Stück in das Spiel ein. Dabei wird die Handlung aber nur mit minimal animierten Figuren erzählt und bleibt dabei seicht. Als Tutorial eignet sich die Kampagne auch nur bedingt, da man zumindest die Regeln des Brettspiels kennen sollte. Komplette Neulinge könnten etwas überfordert sein.
Neben der Kampagne gibt es die Möglichkeit, einzelne Szenarien zu spielen, das heißt Karten mit einem bestimmten Aufbau an Rohstoffen, Inseln oder unerforschtes Land, sowie mit oder ohne Regeln der Erweiterungen „Seefahrer“ und „Städte und Ritter“. Die Szenarien lassen sich auch mit mehreren Spielern an einem PC im „Hotseat“ spielen. Einen Multiplayermodus über LAN oder Internet gibt es aber nicht.
Mit dem Editor des Spiels, dem es wohl auch seinen Untertitel „Creator’s Edition“ zu verdanken hat, kann man eigene Szenarien erstellen. Der Editor lässt sich recht gut bedienen und ermöglicht es, eine Vielzahl von Spielfeldern in unterschiedlichsten Varianten zu erschaffen.
Das Spiel an sich spielt sich recht gut. Die in der Kampagne vorgestellten Charaktere stellen die KI-Gegner und sollen dabei verschiedene Spieltypen und Schwierigkeitsgrade darstellen. Effektiv davon merken tut man nicht wirklich etwas. Dennoch leistet die KI gute Arbeit und macht meistens intelligente Züge. Selten wird etwas Konfus Ware hin und her getauscht. Die KI-Charaktere kommentieren Vorkommnisse im Spiel und Aktionen des Spielers. Jedoch scheinen nicht alle Kommentare vertont zu sein, oder sie fallen durch einen Bug schlicht aus. Einer der Charaktere ist mit seinen patzigen Floskeln besonders nervig, was etwas bitter aufstößt, da man die Sprüche nicht deaktivieren kann.
Obwohl sich das Spiel ordentlich präsentiert und spaßig spielt, gibt es eine Handvoll Kleinigkeiten, die den Spielspaß etwas trüben. Beim bauen zoomt die Kamera wild hin und her. Eigentlich soll sie die aktuell bebaubaren Felder zeigen, jedoch zoomt sie dabei sehr oft so weit raus, dass ein ordentliches Platzieren der Gebäude nicht mehr möglich ist. Deshalb ist es immer wieder nötig, die Kamera von Hand neu zu positionieren, obwohl man die perfekte Perspektive für die geplante Aktion schon eingestellt hatte. Viele Aktionen sind animiert, was an sich gut ist, um den Überblick über das geschehen zu behalten. So werden die Rohstoffe, die getauscht oder verbraucht werden einzeln angezeigt. Auch zeigt die Kamera, wenn neue Dörfer, Städte oder Straßen gebaut werden. Jedoch sind die Animationen teilweise ermüdend langsam und können auch nicht von Hand abgebrochen werden. Das Handelsmenü ist am Anfang etwas verwirrend, da man nicht genau erkennen kann, welche der angezeigten Rohstoffe nun die sind, die der Verhandlungspartner haben will und welche er anbietet. Zu guter Letzt gibt es keine Option, um eine Partie neu zu starten. Man muss dafür zurück ins Hauptmenü. Sehr häufig hat man das Gefühl, dass die KI schummelt, da sie Würfelergebnisse vorauszuahnen scheint. Das ist zwar subjektiv durch die eigene Wahrnehmung bedingt und schlichtes Pech, führt aber zu einem hohen Frustfaktor.
Trotz allem kommt schnell der gewohnte Siedler-Spaß auf. Es macht Spaß, sich die Insel Stück für Stück untertan zu machen, und wenn man das Handelsmenü erst einmal begriffen hat, kann man schnell gezielt Rohstoffe anfordern oder feilbieten.
Das einzige Problem ist, dass es keinen guten Grund zu geben scheint, um dieses Spiel der Brettspielversion vorzuziehen. Durch den fehlenden Netzwerk-Multiplayer bleibt einem nur das Spiel an einem PC, was sich als relativ unangenehm gestalten kann. Um dem anderen Spieler nicht in die Karten schauen zu können, muss ständig allen anderen Spielern die Sicht auf den Monitor versperrt werden. Dann jedoch sehen sie auch nicht, was für Rohstoffe für sie erwürfelt wurden. Das Spiel ist geeignet für Solo-Siedler, die gerne auch mal ohne andere eine Partie spielen, oder aber für gemeinsame Spiele auf Zugfahrten am Laptop. Für alle anderen ist das analoge Original die bessere Wahl.
Fazit: Ordentliche Umsetzung des Brettspiels, die aber vor allem für Einzelspieler geeignet ist.