StartLesen

Before Watchmen 7: Dr. Manhattan – Rezension

Before-Watchmen-7_Dr-Manhattan_CoverDas mittlerweile siebte Band der Before Watchmen Reihe als Rezension von michidiers:

Es sind oftmals die kleinen Zufälle, die nicht nur das Leben eines Menschen, sondern auch das Überleben der gesamten Menschheit beeinflussen können. Ein vergessener Laborkittel in einer Testkammer für Strahlenforschung sorgt dafür, dass sich der Körper des Wissenschaftlers Jon Ostermann in seine Moleküle auflöst und er danach zu einem gottgleichen Wesen mit dem Namen Dr. Manhattan wird. Das neue Dasein als Metawesen erlaubt ihm plötzlich, Realitäten und Zeitlinien nach Belieben zu ändern. Doch das birgt mehr Gefahren als angenommen, sowohl für die Erde, als auch für ihn selbst.

Man sollte sich einmal folgendes selbst vorstellen: du bist ein Wesen, das die Unendlichkeit des Raumes und die Unendlichkeit der Zeit versteht und das alles obendrein nach eigenen Wünschen verändern kann. Was geht dann in deinem Kopf vor? Michael Straczynski hat sich in dieser vierteiligen US-Miniserie Before Watchmen – Dr. Manhattan #1 – #4 vorgenommen, diesen Fragen nachzugehen und lässt uns an der verschachtelten Gedankenwelt von Dr. Manhattan teilhaben. Wir lernen, wie und warum Dr. Manhattan Zeitlinien entstehen lässt, oder beendet, und erfahren Schlüsselerlebnisse aus seiner Jugend, aus seiner Mitgliedschaft bei den Watchmen und der Zeit, als er noch als Jon Ostermann Taschenuhren reparierte.

Die Geschichte ist daher auch eher als eine Art Psychogramm eines allmächtigen Wesens zu verstehen und nicht als typische Superheldengeschichte, rasante Action und infernalische Kämpfe gegen grimmige Superschurken wird man daher vergeblich suchen. In dieser – psychologischen – Hinsicht ist die Story vom Zeichnerteam ungewöhnlich gut illustriert, und macht sie damit zu einem veritablen Lesevergnügen. Die mit vier US-Ausgaben eher kurze – aber nicht minder komplexe Geschichte – ist mit einer beeindruckenden, ganz auf Farbkontraste setzende, Bildersprache ausgestattet. Dabei gelingt dem Künstlerteam das seltene Kunststück, die Denkprozesse von Dr. Manhattan zu visualisieren. Um das zu erreichen, wurde das, was das Medium Comic hergibt, ziemlich ausgereizt: einige Seiten müssen auf dem Kopf gelesen werden, oder man muss eine Seite wie ein Rad drehen, um sie erfassen zu können. Oftmals wiederholen sich auch Panels oder Texte. Das sind selten angewandte Mittel, die ich bisher z.B. nur in den Werken der großartigen franco-belgischen Künstler Marc-Antoine Mathieu oder Daniel Hulet gesehen habe, die aber eine unwahrscheinlich förderliche Wirkung auf das Verstehen des Inhalts ausüben können, wenn man sich als Leser darauf einlässt.

Einige Überlappungen zu Alan Moores Watchmen, sowie zu Before Watchmen – Ozymandias sind ebenfalls Bestandteil der Geschichte und liefern damit einige Erkenntnisse zu den dortigen Handlungen.

Fazit: Eine unterhaltsame, durchaus intelligente und mitunter auch melancholische Auseinandersetzung mit der Psyche eines Metawesens, welche die sprachlichen und visuellen Gestaltungsmöglichkeiten eines Comics ideal ausschöpft.

Rezension von michidiers, Oldenburg

Before Watchmen: Bd. 7: Dr. Manhattan auf Amazon.de

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

* =