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Before Watchmen 2: Rorschach – Rezension

Before-Watchmen-2-RorschachIn seinem Feldzug gegen die Unterwelt trifft Rorschach auf einen brutalen Drogen- und Zuhältering, der von Rawhead, ein im Gesicht entstellter, ehemaliger Vietnamkämpfer, angeführt wird. Gleichzeitig hält eine schreckliche Mordserie die Stadt in Atem. Offenbar ist der Täter, der von den Medien mit dem Namen „Der Barde“ getauft wurde, ein Ritualmörder, denn seinen weiblichen Opfer weisen ungewöhnliche Verletzungen auf: ihnen werden subtile Parolen in die Haut geritzt.

Ich muss gestehen, dass ich ohne große Erwartungen an dieses Werk herangegangen bin, denn diese vierteilige Miniserie mit Alan Moores Opus Magnum der Superheldencomics aus den 80ern zu direkt miteinander zu vergleichen, halte ich persönlich für ungeeignet. Die Bedeutung der beiden Werke ist einfach zu unterschiedlich. Das liegt unter anderem irgendwie auch in der Natur der Sache, denn Rorschach war in Watchmen nun ein kleines und düsteres, aber dennoch sehr wichtiges Mosaiksteinchen in einem großen Bild. Hier in dieser Geschichte hat diese Figur ganz alleine die gesamte Handlung zu tragen. Abgesehen von der Hauptfigur Rorschach hat diese Story daher auch nicht allzu viele Gemeinsamkeiten mit Moores Werk.

Azzarello erzählt hier zwei parallel verlaufende Storylines, die sich gradlinig durch die Ausgaben ziehen und nur wenige Verbindungen miteinander haben. Der Autor hat dabei sehr gut daran getan, sich nicht allzu stark in die Entstehungsgeschichte und Hintergründe dieser interessanten Figur zu ergehen. Jedoch hat er wieder Moores Idee von Rorschachs Tagebuch aufgegriffen, um so die nächtlichen Inspirationen von Rorschachs Handeln zu untermauern. So ist diese Geschichte ein solider Thriller mit einer hoffnungslosen und düsteren Atmosphäre im Stile eines Comic Noirs geworden, die sich nicht lange damit aufhält, den Figuren Tiefe zu verleihen.

Lee Bermejos Artwork ist sehenswert und verfügt über passende Colorierungen mit dosierten Farb- und Schattenspielen. Und trotz aller Genauigkeit, die mitunter fast schon bis in eine viktorianische Opulenz reichen könnte, geht niemals die Dynamik verloren, so dass Gesichtsausdrücke und Bewegungen nie statisch auf mich wirkten. Vor allem sollte man sich Zeit nehmen, die gut ausgearbeiteten nächtlichen Straßenansichten der Vergnügungsviertel mit ihren Pornokinos und Sextheatern zu betrachten, die an alte US-Krimiserien der 70er und 80er Jahre erinnern. Allein diese Hintergründe sagen viel darüber aus, was Rorschach antreibt und zu dem gemacht hat, was er ist. Meine Ansprüche an eine gute und spannende Comicunterhaltung konnte die Story so durchaus erfüllen.

Fazit: Ein brutaler Thriller, der mit einem sehenswerten Artwork besticht, welches bei näherer Betrachtung viel mehr über die Figur Rorschach erzählen kann, als die beiden etwas zu gradlinig geratenen Handlungsfäden.
Autor: michidiers, Oldenburg

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