Da ich mich sowohl bei DC, als auch bei Marvel weitestgehend aus dem Serien-Kontinuitäts-Allerlei verabschiedet habe, liegt im Superheldengenre seit einiger Zeit mein Leseschwerpunkt bei abgeschlossenen Storys, die kein tiefes Vorwissen benötigen und wenig oder keinen Bezug zur Hauptserie aufweisen. Wieder einmal auf der Suche nach einer solchen Geschichte, bin ich in meinem Comicshop auf das vorliegende Album gestoßen.
Panini hat gut daran getan, diese Story in einem großen Albumformat zu veröffentlichen, welches mit -76- Seiten, wertiger Aufmachung und Hardcover mit satten 16,99 Euro auf den Geldbeutel schlägt. Nicht gerade ein Schnäppchen, aber wie so oft griffen auch hier die Automatismen des Comicnerds: Schon der Eyecatcher von Cover wäre mir der Kauf wert gewesen, jedoch hat es mich beim Aufschlagen der Seiten förmlich umgehauen. Doch dazu mehr nach der Inhaltsangabe, die übrigens recht schnell erzählt ist: Es geht wieder einmal um das ewige Duell des Dunklen Ritters gegen den Joker. Gut ringt gegen Böse, Düster gegen Farbenfroh, rechtschaffende Verbissenheit gegen boshaften Schalk, als der Joker ein junges Mädchen entführt, das weitaus mehr Verbindungen zu Bruce Wayne hat, als ihm lieb ist. Es beginnt ein äußerst spannendes Katz und Maus Spiel, in dem Catwoman und Harley Quinn, die femininen Gegenstücke unserer männlichen Kontrahenten, ein ordentliches Wörtchen mitreden.
All das ist recht gradlinig erzählt. Zwei zunächst etwas verwirrende Prologe werden im Laufe der nur minimal verschachtelten Geschichte erklärt. Eigentliche Stars der Story sind jedoch die so beeindruckend von Enrico Marini auf Papier gebrachten Hintergründe, Dekore und Settings. Gotham City ist nicht als eine bloße Stadt dargestellt. Es ist vielmehr ein unheimlicher, neoklassizistischer Moloch, deren Hochhäuser den Leser hohläugig entgegenstarren und hinter deren bedrohlichen Mauern furchterregende Dinge zugehen. Fast wie ein lebendiges Monster stellt sich die Hauptstadt des Verbrechens dar. Grusel pur!
Dass die Zeichnungen so atmosphärisch sind, kommt nicht von ungefähr. Wie der Künstler in einem 6-seitigen Interview auf den letzten Seiten konstatiert, wurde beim Zeichnen auf die heute üblichen digitalen Hilfsmittel verzichtet. Die Dynamik bei Bewegungen leidet unter der gemäldeartigen Kunst kaum, was sicher daran liegt, dass sich oft die Perspektiven ändern, so dass es einem schnell vorkommen kann, einen Film zu schauen und keinen Comic zu lesen. Man sollte sich beim Blättern also bremsen. Die Bebilderung ist einfach zu schön, um sie nicht mit Muße auf sich wirken zu lassen.
Fazit: Dass sich mein Portemonnaie an der Kasse um 16,99 Euro erleichterte, bereue ich definitiv nicht, brachte mir die mehrstündige Lektüre doch viele Seherlebnisse und Empfindungen, die auch Tage danach noch in einem wirken, wenn man nur darüber nachdenkt.