In einer nicht allzu fernen Zukunft ist der menschenhassende Roboter namens Ultron nach einer letzten Schlacht gegen die Helden im Marveluniversum zum Herrscher der Welt aufgestiegen. Die wenigen verbliebenen Helden und Menschen fristen ihr Dasein in den Trümmern der Großstädte, begleitet von der steten Furcht, schon bald von einem der vielen Killbots aufgespürt und getötet zu werden. Eine letzte Chance, dieser Apokalypse zu entkommen, scheint eine Zeitreise in die Vergangenheit zu sein, um Dr. Hank Pym von der Erschaffung von Ultron abzuraten. Die Wahl fällt dabei auf Wolverine. Doch dieser verfolgt einen eigenen, sehr perfiden Plan: Pyms Tod. Doch ein Ableben Pyms könnte ganz neue Gefahren heraufbeschwören …
Da soll mir mal einer sagen, dass Bendis nichts Interessantes mehr zu Papier bringen kann. Gern totgesagt, oft gescholten, aber dennoch: wenn es darauf ankommt, ist der Dinosaurier unter den Autoren zur Stelle und kann – wie hier mit „Age of Ultron“ – einen so famosen, modernen Klassiker auf Papier bringen, dass man nur so staunen muss. Aber davon einmal abgesehen, ich habe Bendis eh stets gemocht. Seine verschachtelte, dialoglastige Schreibe, oftmals in Zeiten und Erzählebenen springend, erfordert stets mitdenken, lässt kaum mal Langeweile aufkommen und ist immer wieder für eine Falltür in Form eines überraschenden Twists gut. Nebenbei: All das bietet natürlich auch Age of Ultron!
Dabei ist die Grundidee dieser Story alles andere als neu und wurde in ähnlichen Formen schon mehrfach auf Comicpapier oder Zelluloid gebracht: jemand reist zurück in die Vergangenheit, um ein Ereignis zu verhindern, dass einmal ein großes Unglück anrichten wird. Erinnerungen an „Days of Future Past“ oder an die diversen „Terminator“-Filme werden da natürlich wach. Bendis geht aber noch einen Schritt weiter und stellt die Frage: was wäre, wenn zwar das Unglück verhindert wird, aber daraus andere resultierende, positive Ereignisse, ebenfalls nicht eintreten? Ultron hat ja bekanntlich Vision entwickelt, der später einmal bedeutende, positive Ereignisse einleiten wird. Was geschähe, wenn auch diese nicht eintreten würden?
Als ich diesen mächtigen Klotz von Paperback erstmals bei meinem Händler aufschlug und oberflächlich durchblätterte, fiel mir eines sofort auf. Und das waren die verschiedenen, aber allesamt grandiosen Zeichenstile, die mein Auge in der kurzen Zeit erfassen konnte. Mehr noch, es ist ein wahres Feuerwerk von Ideen, Farben, Einfällen und Bildern, das insgesamt zwanzig Zeichner und Inker zu Papier gebracht haben. Ganz ohne – grafische – Ungereimtheiten geht das bei dieser Invasion von Künstlern aber nicht ab. So wird schon einmal ein roter Lamborghini des einen Zeichners in der darauf folgenden Story zu einem roten Porsche 911. Ein wenig ungereimt bleiben übrigens auch das Auftauchen und vor allem das Abtreten des zweiten Wolverine im alten Kostüm im Teil 9, welche ich noch immer nicht wirklich verstanden habe. Aber wo gehobelt wird, fallen schließlich auch Späne … und wie gesagt: Bendis Art zu schreiben regt zum Überlegen an.
Ach ja, das Paperback enthält die US-Ausgaben „Age of Ultron“ #1 bis #10 und ist -320- Seiten stark. Der Comicanteil umfasst aber nur knapp -280- Seiten. Auf -33- Seiten wird eine Covergalerie präsentiert, wobei allein die Ausgabe #1 insgesamt -8- verschiedene Covermotive besitzt. Armer ULTRON: der Blechkopf wird da von Marvels/Disneys Marketingmaschine ganz schön ausgewrungen ….
Fazit: eine recht verschachtelte Story, die nur wenig Potential liegen lässt, aber aufgrund seiner vielen Handlungsebenen und vielfältigen Zeichner kleine Flüchtigkeitsfehler birgt. Nichtsdestotrotz eine Story mit dem Zeug für einen späteren Klassiker.