Klappentext: Der Joker ist der gefährlichste Verbrecher von Gotham City und sitzt im Arkham Asylum, dem Gefängnis für geisteskranke Kriminelle, ein. Bisher ist es niemandem gelungen, seinen Wahnsinn und dessen Ursache zu analysieren, geschweige denn den Killerclown zu heilen. Genau das aber hat Dr. Ben Arnell vor. In seinen Gesprächs-therapien will er in den Geist des Jokers eindringen – nur geschieht genau das Gegenteil, der Joker infiziert Arnell mit seinem Irrsinn! Und nicht nur Ben selbst ist in Gefahr, auch seine Familie. Denn während der Joker noch in Arkham gefangen ist, schleicht sich ein grinsender Unhold und mit ihm mörderischer Wahnsinn ins Haus der Arnells …
Meinung
Unter „Black Label“ erscheinen von bekannten Künstlern gestaltete Comics der DC-Helden wie Batman oder Wonder Woman. Die darin enthaltenen Storys sind inhaltlich von der Kontinuität der herkömmlichen Serientitel losgelöst und erzählen eigenständige Geschichten, die kein oder kaum Vorwissen benötigen. Vor allem für Gelegenheitsleser wie mich ist dieses neue Format aus dem Hause DC eine passende Möglichkeit, gute Storys für erwachsene Leser zu bekommen. Da mir zuletzt der Titel „Batman Damned“ aus dem Black Label sehr gut gefiel, zögerte ich nicht, und erwarb auch das vorliegende Joker: Killer Smile. Schon die Haptik mit seinen -156- Seiten bester Papier- und Druckqualität im Albenformat und Hardcover ist beeindruckend. Doch sollte mich der Inhalt noch mehr überraschen.
Interessanterweise nimmt Batman in JOKER: KILLER SMILE 1–3 nur eine sehr kleine Nebenrolle ein. Autor Jeff Lemire überlässt das Feld vor allem dem Psychologen Dr. Ben Arnell, seine persönliche Entwicklung und Sicht der Dinge, während er den Joker in seiner Zelle im ArkhamAsylum im Rahmen von Gesprächen zu therapieren versucht. Arnell ist ein ambitionierter und ehrgeiziger Psychologe, bewohnt mit seiner attraktiven Frau und einem Sohn ein schmuckes Vorstadthaus mit Doppelgarage. Das Böse jedoch lässt nicht lange auf sich warten und kommt auf leisen Sohlen: Je intensiver die Sitzungsgespräche zwischen Arnell und seinem Patienten werden, desto mehr zerfällt Arnells heile Vorstadtwelt. Starautor Jeff Lemire geht dabei wie von ihm gewohnt äußerst routiniert vor. Den beiden Gegenspielern geistreich in den Mund gelegten Dialoge sind kurz, treffen jedoch den Punkt und gehen beim Lesen ins Mark. Mit jedem Satz und jedem Bild spürt man, wie sich langsam aber sicher das Unheil in den Geist von Arnell bohrt und danach auf seine Familie übergeht. Gekonnt legt Lemire Falltüren, falsche Fährten und doppelte Böden, die auch einen erfahrenen Leser wir mich in die Irre leiteten. Die Zeichenarbeit des neapolitanischen Künstlers Andrea Sorrentino unterstützt mit großflächigen Darstellungen und erstklassigen Nahaufnahmen, sowie Änderungen in seinem Zeichenstil die über Strecken verstörende Erzählung.
In dem anschließenden, auf JOKER: KILLER SMILE 1–3 aufbauenden Batman: THE SMILE KILLER 1 rücken dann Bruce Wayne und Batman in den Vordergrund. Diese Story ist nicht minder spannend, überrascht ebenfalls mit bestürzenden Wendungen. Leider hat es aber ein offenes Ende und ich hoffe, dass Jeff Lemire da noch mit einer Fortsetzung von sich hören lassen wird.
Fazit
JOKER: KILLER SMILE ist mehr ein unheimlicher Psychotriller als eine Superheldenge-schichte und eher ein alptraumhafter Bilderbogen als die Anordnung von Bild und Text zum Erzählen einer Kriminalgeschichte. Die gute äußere und innere Qualität hat jedoch seinen Preis: Mit 29 Euro sind die 156 Comicseiten nicht ganz billig. Als Extras gibt es dafür aber noch einige schön gestaltete Variantcover und eine alternative Bildsequenz einer Schlüsselszene aus BATMAN: THE SMILE KILLER 1.